Tag 1: und plötzlich steht ein Haus da 3


Blick ins halboffene Erdgeschoss

Blick ins halboffene Erdgeschoss

5:55 Uhr, auf dem Grundstück schlummert die leere Bodenplatte im Dunkeln. Die Umgebung wird fahl von Straßenlaternen angestrahlt. Ruhe liegt in der Luft. Doch das wird sich schnell ändern, denn schon 10 Stunden später wird ein Haus auf der Bodenplatte stehen. Dafür gibt es noch kaum Anzeichen, einzig ein Kranwagen.

Wir rücken die ausgeliehenen Straßenabsperrschilder zurecht und machen die letzten Bilder der leeren Bodenplatte. Kurz nach 6 Uhr kommt der Gerüst-LKW an, 6:15 Uhr der Massa-Mannschaftswagen inkl. Ausrüstung und Werkzeug. Die routinierte Kolonne macht sich ans Werk, lädt ihr Werkzeug aus und sortiert es auf unserer Kragplatte, auf der später der Balkon thronen wird. Dann rollen sie Bahnen von Folie auf der Bodenplatte aus und verkleben sie abdichtend. Dabei handelt es sich um Kaltklebebahnen zur Abdichtung gegen aufsteigende Feuchtigkeit.

Blick ins halboffene Erdgeschoss

Blick ins halboffene Erdgeschoss

Im nächsten Schritt kommt die große Hilti zum Einsatz und bohrt Löcher in die Bodenplatte zur späteren Verankerung der Wandgegenhalterung.
Parallel läuft der Gerüstbau, die beiden Gerüstbauer legen sich die verschiedenen Teile rund um die Bodenplatte zurecht und bereiten ein ebenes Fundament vor durch punktuelles Unterlegen von Holzklötzen. Das Gerüst wird zusammen mit dem Haus wachsen und später bis über den Giebel reichen für die Dachdeckerarbeiten, inklusive Fangnetzen.

Um 7:15 Uhr kommt der Tieflader mit den Hausfertigteilen in Sichtweite. Er biegt in das Baugebiet ein und beginnt zu rangieren. Ich laufe hin, da er nicht voran zu kommen scheint. Das Auto eines Anwohners steht im Weg, er fährt es kurz darauf weg. Der Tieflader hat eine Rangierbegleitung, die zur Kolonne gehört und das Abladen sowie Beladen des Krans übernimmt, wie sich später herausstellt.

Am Kran schwebende Westwand

Am Kran schwebende Westwand

Der Kran hebt drei Pakete mit je 48 Gipsfaserplatten (Fermacellplatten) auf die Bodenplatte sowie die Sparschalungsbretter hinters Haus. Die Fermacellplatten dienen von nun an als sehr hilfreiche Ablage, auch über den Hausstelltermin hinaus.

Jetzt geht es richtig voran. Um 7:35 Uhr ist die erste vorgefertigte Wand am Kran befestigt, eine Innenwand. Geschmeidig wird das Balkengebilde angehoben und schwebt zielsicher auf die Bodenplatte, wo es befestigt wird. Die erste Wand steht. Und schon erhebt sich die nächste Wand gen Himmel empor. Auch diese wird geübt befestigt. Bis kurz nach 8 Uhr sind alle Innenwände gestellt. Nun geht’s an die Außenwände, welche bereits komplett geschlossen sind inklusive aller Fenster und Türen. Um so eindrucksvoller das Schauspiel der schwebenden Wände, wenn bis zu 10m Außenwand am Stück umher gehievt werden, wie z.B. die Haustürwand (siehe Bild rechts, 8:41 Uhr).

Am Kran schwebende Ostwand (Haustürwand, 8:41 Uhr)

Am Kran schwebende Ostwand (Haustürwand, 8:41 Uhr)

Um 9 Uhr sind alle Außenwände montiert und das Erdgeschoss damit bereits fertig, für die Statik werden noch ein paar Stahlträger eingebaut. Abgeschlossen werden die Erdgeschossarbeiten durch die Montage der aus Holzplatten bestehenden Decke.

Zwischenzeitlich trifft die lange überfällige Ziegellieferung ein. Doch bei genauerem Hinsehen stellt sich schnell heraus: Das ist nicht die von uns bei der Bemusterung ausgesuchte Farbe! Wir wollen das helle mittelgrau (siehe Bemusterungs-Artikel) und nicht die dunkle Standardfarbe schiefergrau. Dies kundgetan, telefoniert der LKW-Führer und lädt danach die erste abgeladene Palette wieder auf, um etwas später mit den bestellten mittelgrauen Ziegeln wieder anzurücken – so denken wir. Doch ca. eine Stunde später spricht mich der Kolonnenführer an, wir hätten doch schiefergrau ausgewählt, woraufhin ich wiederhole, dass wir definitiv mittelgrau orderten.

Blick ins offene Ergeschoss Richtung Süden

Blick ins offene Ergeschoss Richtung Süden

Zum Beweis steige ich ins Auto und fahre in die Wohnung zu den Unterlagen der Bemusterung. Kurz darauf habe ich es in der Hand: mittelgrau! Schnell ein Foto gemacht und per WhatsApp an meine Frau gesendet. Zur Sicherheit nehme ich gleich den kompletten Bemusterungs-Hefter sowie den massa-Ordner mit, um alle Unterlagen an der Baustelle zu haben.
Dort wieder angekommen sehe ich, dass unser Balkon bereits montiert ist. Der Kran hebt das vierte Paket Fermacell-Platten ins Obergeschoss ins Schlafzimmer (drei unten, eins oben). Das Obergeschoss nimmt nun Form an, die Giebel werden montiert. Schließlich kommen die Dachbalken dran, welche alle auf einmal in einem riesigen Paket vom Kran aufs Haus gehoben werden (siehe Bild „Einfliegende Deckenbalkenkonstruktion“). Ortgang und alle sichtbaren Bereiche der Balken sind bereits in dem von uns ausgesuchten lichtgrau vorgestrichen.
Um das Haus herum aufgestellte Gerüstteile

Um das Haus herum aufgestellte Gerüstteile



Um kurz nach vier steht das Haus und ist bis auf das Dach fertig.

Die Kolonne nimmt noch die letzten Nacharbeiten vor, räumt etwas auf und macht um 16:30 Feierabend. Da wir total fertig sind und mit einer deutlich späteren Zeit kalkuliert hatten, blasen wir das Mini-Richtfest, welches sich nach dem Baufortschritt angeboten hätte, kurzerhand ab. Stattdessen werden wir sicherlich in gemütlichem Rahmen nächstes Jahr ein Einweihungsfest feiern, vor allem mit allen Helfern.

Wir machen noch ein paar Fotos des rasant gewachsenen Hauses und begeben uns völlig erschöpft, den Kopf voller eindrucksvoller Tagesereignisse, auf den Heimweg. Am morgigen Dienstag geht es laut Bautrupp um 8 Uhr weiter, also eine entspannte Uhrzeit.

 

Der schwebende Balkon

Der schwebende Balkon

Einfliegende Deckenbalkenkonstruktion

Einfliegende Deckenbalkenkonstruktion

Ausbauzeichnung für bauseitige Abdichtungen und Dämmungen

Ausbauzeichnung für bauseitige Abdichtungen und Dämmungen

Haus nach erstem Stelltag

Haus nach erstem Stelltag


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